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Actuel

Nachlese: ProSpecieRara Herbstmarkt, Burgrain, 31.08.2025

Dieses Jahr gab es einen neuen Ort für den Herbstmarkt von ProSpecieRara – nicht in Brüglingen bei Basel, sondern in Burgrain bei Alberswil im Luzernischen, und das wegen dem Japankäfer.                                                                                                                                                                       

Drei Vorstandsmitglieder waren gespannt, was sie da erwartete. Bei schönstem Wetter erlebten sie hier einen fröhlichen Familientag. Burgrain ist ein Biohof mit Restaurant und grossem, vorbildlich und üppig gefülltem Hofladen. Ebenso ist hier das Schweizerische Agrarmuseum untergebracht. Bereits seit mehr als zehn Jahren leben die Betreiber hier ihre Vision von Bioproduktion, fairem Handel, umweltgerechter Entwicklung und Innovation.

Der Herbstpflanzenmarkt war relativ klein mit acht Aussteller. Angeboten wurden vor allem Stauden, Gewürze, Beeren, Frucht- und Obstbäume. Der GSS Stand war direkt gegenüber dem Restaurant platziert und wurde deshalb recht fleissig besucht. Neben attraktiven Pflanzen der Gärtnerei Eulenhof fanden vor allem unsere Jahrbücher Interesse. Alles in allem ein gemütlicher Markttag mit interessierten und freundlichen Besuchern. Dieser Herbstmarkt ist sicher noch ausbaufähig und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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03.09.2025 

Text: Maja Geitlinger / Martin Hagen

Bilder: Martin Hagen




Nachlese: 2-Tages Ausflug in die Region Zürcher Weinland, Oberland und Bodensee

27./28. Juni 2025 - Unser erster Halt war in Andelfingen im Schlosspark. Lukas Roggensinger, der Gärtner, informierte erst kurz über das Schloss, welches in heutiger Gestalt aus dem 18. Jhr. stammt. Der Schlosspark wurde 1817 angelegt und besteht heute dank einer privaten Spende. Bedingung war, dass der Park öffentlich zugänglich bleibt. Lukas Roggensinger pflegt ihn alleine. Er betreut unzählige exotische Kübelpflanzen, die Beete werden mit Wechselflor bestückt, wo es auch viele Seltenheiten gibt, ein Beispiel – eine kriechende Fuchsie. Die Pflanzen werden aus gesammelten Samen oder aus Stecklingen gezogen. Hauptattraktion ist aber der bestehende Baumbestand, zu dem er uns einige spannende Geschichten erzählte. Nach der Führung konnten wir noch alleine die wunderbar kühle Schlucht besuchen. An den Tuffsteinen erkannte man das extrem kalkhaltige Wasser hier.

Am Nachmittag wurden wir in Agasul von Dani Pelagatti in seinem naturnahen Garten empfangen.

Auf seiner Webseite schreibt er: „Die schier unendliche Vielfalt der Natur ist enorm faszinierend! Schon immer habe ich mich für alles, was kreucht und fleucht und grünt und blüht interessiert, und ich staune stets aufs Neue über die ausgeklügelte Vernetzung von Fauna und Flora und ihren Lebensräumen. Als Wissenschaftlicher Illustrator habe ich den Blick fürs Detail, ohne aber die Wirkung des grossen Ganzen aus den Augen zu verlieren, was auch in der Bewirtschaftung eines naturnahen Gartens von Vorteil ist. Hier bietet sich denn auch die Gelegenheit, den Wundern der Natur unmittelbar vor der Haustür zu begegnen, ökologische Zusammenhänge zu beobachten und zu verstehen.“ Ich zitiere das hier, weil ich es nicht besser zusammenfassen kann, was er uns in zwei Stunden sagen und zeigen wollte. Der Garten ist eine unbeschreibliche Vielfalt aus Wildblumen, aber auch allen Ländern. Wichtig für ihn ist – für jede Pflanze der richtige Standort punkto Boden, Feuchtigkeit und Klima. Er experimentiert auch auf Flächen mit sogenannten Platzhirschen, greift aber auch ein, wenn es zu viel wird. Er meinte, seine Lieblingsbeschäftigung sei jäten! Auch seine Haltung zu sogenannten invasiven Pflanzen ist klar. Dieses Problem hat erst nach dem 2. Weltkrieg begonnen. Der enorme Anstieg von Stickstoff durch Heizungen, Motoren etc. düngt ungewollt den Boden, was all diesen Pflanzen enorm entgegen kommt. Bekämpfung wird längerfristig schwierig werden, wichtig ist, wieder ein Gleichgewicht zu finden. Unglaublich interessant waren auch seine Ausführungen zur Insektenwelt. Neben diversen „Wildbienenhotels“ in allen Arten sind z.B. auch markhaltige aufgestellte Stengel wichtig für gewisse Arten. Leider ist in dieser Nachlese nicht möglich all sein Wissen weiterzugeben.

Ausklingen liessen wir den Tag in Gailingen am Rhein in einem sympathischen Hotel.

Etwas unglücklich startete der nächste Tag in der Syringa Kräutergärtnerin, die uns andrentags erwartete. So erkundeten wir sie auf eigene Art, genossen einen kleinen Imbiss im Schatten, bevor wir eine Kurzführung hatten vor allem in der Scheune zur Samengewinnung und im Aufbewahrungsraum. In den diversen Gewächshäusern war es einfach zu heiss.

Am Nachmittag wurden wir dann im Hermann Hesse Garten in Gaienhofen am Bodensee empfangen. Auch dieses eine Highlight. Im Schatten des ursprünglich von Hermann Hesse gepflanzten Kastanienbaums und mit einem kühlen Getränk versehen erzählte uns Frau Eberwein die Geschichte von Haus und Garten in ungemein ansprechender Art. Wir konnten förmlich die Entstehung miterleben. Der Garten ist allein H. Hesses Werk, und es begann 1907. Er hatte genaue Vorstellungen, wie er jede Jahreszeit sehen wollte mit Unmengen von Blumenwiebeln und Pflanzen, die er immer wieder im Keller lagerte, bis sie an Ort und Stelle kamen. Doch schon nach 5 Jahren, als alles so war, wie er wollte, zog es ihn wieder fort. Das Haus mit Garten ging durch verschiedene Hände, bis es vernachlässigt und von Dschungel umgeben 2003 von Eva Eberwein übernommen wurde, die  an Hand von Briefen, Schriften und alten Gärtnern, die sich noch erinnerten, alles in unendlicher Geduld zu neuem Leben erweckte. Ganz wichtig dabei war eine Gartenskizze, die einem Brief an seinen Vater beilag. Danach wurde der Garten „zurückgebaut“, und immer noch gibt es Bäume und Pflanzen aus H. Hesses Zeit, aber nicht nur. Wie überall – Gärten unterliegen dem Wandel.

 

Maja Geitlinger




Nachlese: Sundgau Exkursion mit Peter Schlachter, Flückiger Gartenbau in Allschwil

17. Mai 2025 - Bei besten Wetterbedingungen trafen sich die Interessierten im Patio Garten von Peter Schlachter im schönen Riegelbautendorf in Allschwil. Er und seine Frau Dunja übernahmen den Betrieb vor 33 Jahren von Flückiger Gartenbau. 10 Jahre war Bedingung, den Namen zu behalten, und danach ergab es für sie keinen Sinn mehr den bekannten Namen zu ändern.

Als eidg.dipl. Gärtnermeister machte er mit seinem Sohn zusammen die Ausbildung zum Fachmann für naturnahen Garten- und Landschaftsbau (NGL). Sein Betrieb ist biozertifiziert und ein Bioterra Fachbetrieb.

Nach dieser kurzen Einführung wanderten wir durch’s romantische Lützeltäli zum Naturgarten in der sundgauischen Hügellandschaft direkt an der französischen Grenze. Der Garten wurde vor vier Jahren angelegt und zeigte sich uns mit einer blühenden Blumenwiese von der schönsten Seite.

Peter Schlachter betonte dazu, dass es nicht damit getan ist, den Boden abzumagern und Samen zu säen. Wichtig ist, dass der Samen von hiesigen Pflanzen stammt. Eine Karthäusernelke vom Jura ist nicht das Gleiche wie eine aus dem Tessin.

Neben der Blumenwiese hat es einen Trockenstandort mit Kies und Platten, alles Material von der Gegend. Die aufgebaute Trockenmauer wurde vom Sohn gebaut, eine Diplomarbeit während der Ausbildung. Auf diesem Stück wird auch experimentiert. Z.B. sieht man Färberginster vom Jura neben einem gezüchteten aus einer Gärtnerei – ein grosser Unterschied, der erstere üppig blühend aber feiner, der andere ein kleiner, dichter Busch - gar nicht ähnlich. Dazwischen hat es z.B. auch die Nesselblättrige Glockenblume, die aber hier „Hunger“ hat, wie es Peter Schlachter ausdrückt.

Das ganze Areal ist von einer Naturhecke umgeben, wunderbar blühend jetzt mit Heckenrosen. Diese muss breit sein, dass sich Tiere darin wohlfühlen. Darin hat es auch Schnittgut vom letzten Herbst. Ein Paradies für Vögel. Er beobachtet Goldammern, Gartenrotschwanz, Zaunkönig. Spannend sei auch eine Beobachtung gewesen, wie ein Buchfink sich versteckte und der herab schiessende Sperber keine Chance hatte.

Folgt man den kleinen Weg abwärts sieht man einen Feuchtgraben, der in zwei kleinen Weihern mündet. Ein Highlight für Peter Schlachter hier war das Beobachten einer Ringelnatter.

Dann kommt der Waldgarten mit zwei riesigen Hainbuchen, die schon lange auf dem Areal stehen. Unglaublich der Temperaturunterschied darunter, eine grüne Oase mit Bank, wo mit diversen schattenliebenden Pflanzen experimentiert wird. Auch ein Ort zum Vögel wie Kleiber und Baumläufer zu beobachten.

Der Garten wird nicht bewässert, Ausnahme war das erste Jahr, als auf dem Trockenplatz die Pflanzen neu gesetzt waren.

Zurück beim Trockenplatz gab es eine Erfrischung, bevor der Weg wieder hinab nach Allschwil führte.

Dort genossen wir noch den kleinen Patio Garten im regen Austausch und einem Apero.

 

21. Mai 2025, Maja Geitlinger




Nachlese: Spezialitätenmarkt ZHAW Wädenswil

10. Mai 2025 - Der Spezialitätenmarkt in Wädenswil ist DER Treffpunkt für Pflanzenliebhaberinnen und Gartenfreunde. An über 30 Marktständen bietet er eine einzigartige Auswahl an erhaltenswerten Kulturpflanzen, altbewährten Sorten, exklusive Neuheiten und Pflanzenraritäten.

Auch die GSS war – wie jedes Jahr – mit einem Stand vor Ort. Nebst dem Verkauf von Pflanzen von der Gärtnerei Blattgrün und von Christoph Rhyner, einem Vorstandsmitglied, versuchten wir zusätzlich, den Interessierten die Gesellschaft der Schweizer Staudenfreunde näher zu bringen. Da gab es manch interessantes Gespräch, von dem wir hoffen, die eine oder den andern als neues Mitglied willkommen heissen zu dürfen.




Nachlese: Mehr als grün: Ein Ausflug in die scheinbar unscheinbare Welt der Moose

22. März 2025 - Zwanzig interessierte Mitglieder trafen sich im Botanischen Garten Zürich zu dieser Führung.

Ann-Michelle Hartwig, die diesen Nachmittag gestaltete, ist Landschaftsökologin und arbeitet seit 2022 am Nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Moose ‘Swissbryophytes’ an der Universität Zürich, sowie seit 2023 für den Bereich ‘Moos’ des Ökobüros Forschungsstelle für Umweltbeobachtung. Unterstützt wurde sie von Niklaus Müller, tätig in der Begleitkommission der Swissbriophytes.

Nach kurzer Einführung und Lupenverteilung besuchten wir im Garten 4 verschiedene Standorte.

Ein Findling – wie bitte, da soll es 6 verschiedene Moose haben? Ein erstes Staunen. In der Schweiz gibt es fast 1200 verschiedene Moose. Sie suchen sich konkurrenzschwache Standorte wie Felsen, Borken, dunklere und feuchte Standorte. Die Zellwand der Moose besteht aus Zellulose ohne Lignin, d.h. Verholzungsmöglichkeit, darum können sie auch nicht in die Höhe wachsen.

In Trockenperioden können sie sich z.B. mit Glashaaren gegen Sonneneinstrahlung schützen, darum erscheinen sie dann weisslich, oder sie fallen in einen Ruhezustand und warten ab, eindrücklich demonstriert mit einem Wassersprüher. Auch haben einige Moose die Fähigkeit, Wasser in ihren toten Zellen zu speichern, um besser zu überleben.

Der 2. Standort - ein alter Baum. Moosbefall an Bäumen schädigt den Baum nicht. Die Moose profitieren lediglich vom am Stamm herab fliessenden Wasser. Es gibt 3 Gruppen – Laubmoose, Lebermoose und Hornmoose. Letztere sind selten in der Schweiz. Die Verbreitung der Moose erfolgt über Sporen und Wind. Sie sind aber nicht verwandt mit Farnen sondern bedeutend älter als diese.

Der 3. Standort war vor dem Tropenhaus zwischen den Steinplatten. Hier fühlt sich das Lebermoos wohl, eine der ältesten Moosarten. Moose gibt es seit mehr als 400 Millionen Jahren. Der deutsche Name Lebermoos geht auf die Form der „Blättchen“ zurück.

Gibt es invasive Moose? Ja, das Kaktusmoos macht Sorgen. Es stammt aus dem Süden und verbreitet sich seit den 1980iger Jahren stark, es ist aber noch zu wenig untersucht, um wirklich sagen zu können, was für Probleme macht.

Der 4. Standort war am Teichrand, wo ein kleines Stück Hochmoor gestaltet wurde. Dort gedeiht das Torfmoos, welches wie ein Schwamm viel Wasser speichern kann. Hier wurde auch betont, wie wichtig es ist, diese Moore zu schützen, sei es als Hochwasserschutz, als Feuchtigkeitsspender in Trockenzeiten und vor allem als CO2 Speicher.

Im 2. Teil der Führung wechselten wir in einen Hörsaal. Dort hatten wir die Gelegenheit an 20 Mikroskopen 20 verschiedene Moose zu betrachten. Was für eine Zauberwelt! Wir waren uns einig, auch wenn wir die ca. 1200 Arten nicht unterscheiden können, wir werden Moose in Zukunft mit andern Augen betrachten.

Der Nachmittag war ungemein bereichernd, und da bereits Interessent/Innen auf der Warteliste stehen, werden wir diesen Anlass vermutlich im Oktober wiederholen.

Mitte Mai wird im Haupt Verlag das Buch „Moose der Schweiz“ erscheinen. Es kostet um die Fr. 45.-.

Weitere Informationen siehe unter www.swissbryophytes.ch

März 2025 - Maja Geitlinger




Die Ersten können auch die Letzten sein...

Oft sind Besucher oder über den Gartenhag schauende Spaziergänger sehr erstaunt, dass da nun im Herbst Frühlingblüher zu sehen sind! Nein, das ist nicht der definitive Beweis für den (allen Zweifelern zum Trotz spürbaren) Klimawandel.

Viele der bekannten Frühlingsblüher, vor allen bei den Zwiebelpflanzen, haben im Herbst oder frühen Winter blühende Verwandte, wie das in Herbst noch blätterlos blühende Schneegöckchen Galanthus regina olgae oder das G. elwesii 'Barns', die treuen Herbstkrokusse oder dann die herbstblühenden Zyclamen mit den wunderschönen Blattzeichnungen Cyclamen hederifolium.

 




Saisonaler Farbzauber

Im Herbst ist doch erstaunlich, dass es eigentlich für Farben im Garten gar nicht mehr viele Blüten braucht – jetzt übernehmen die leuchtenden Blattfarben. Das kommt zustande, weil die Gehölze oder Stauden das Chlorophyll und andere wertvolle Stoffe zurückziehen und im Holz, den Rhizomen oder Wurzeln einlagern, damit es in der nächsten Wachstumsphase wieder verwendet werden kann. Recycling ist eben eine Erfindung der Natur! Was in den Blättern bleibt und so bunt leuchtet sind die roten bis blauen Anthozyane und die gelben Carotide.

Aber um sich verzaubern zu lassen braucht es keine wissenschaftlich Abhandlung, Hinschauen und Staunen genügt.




Kommen Sie auch zum Herbst-Highlight der GSS nach Wädenswil? Der Vortrag von Fine Molz am 9. November!

Die GSS lädt alle Interessierten – explizit auch Nicht-Mitglieder –  zum Vortrag von Fine Molz (Die Staudengärtnerei, Rödelsee) ein.

Unter dem Titel "Packed mer's aa" erzählt Fine Molz von ihren und Till Hofmanns Erfahrungen in Rödelsee und in Kundengärten, wie sie versuchen, mit den aktuellen klimatischen Herausforderungen lebendige Pflanzenbilder mit dafür geeigneten Pflanzen zu schaffen. Was bringt das Mulchen, mit welchem Material, was ist die geeignete Pflanzenauswahl bei Wechselfeuchte, Trockenstress etc. ?
Also: Packen wir unsere grüne Zukunft dank Fine und Till's Staudenwissen mit Zuversicht an!

Alles Weitere bei den Veranstaltungen...




Samentausch: Machen Sie auch mit!

Im September oder Oktober ist die perfekte Zeit, um durch Ihren Garten zu schlendern und zu schauen, welche Pflanzen Samen angesetzt haben. Eventuell gibt es von einigen so viele, dass diese gepflückt, getrocknet und für die Samenbörse 2024/2025 an die GSS eingeschickt werden können? Möglichst vielfältige Sameneinsendungen machen die Sortenliste noch attraktiver.

Daher bitten wir Sie, jetzt Ihre Samen von Stauden, Gehölzen oder einjährigen Pflanzen zu sammeln. Wir nehmen gerne Raritäten entgegen, freuen uns aber auch über wohlbekannte Arten. Auch kleine Mengen sind willkommen. Ideal ist eine Saatmenge für mindestens zwei bis fünf Portionen. Putzen Sie die Samen und verpacken Sie sie dicht in Tüten, Couverts oder dergleichen. Beschriften Sie sie folgendermassen:

  • Lateinischer und deutscher Name
  • Höhenangabe
  • Blütenfarbe
  • mit Vermerk Absaat, falls es sich um Sorten handelt und Sie nicht sicher sind, ob die Nachkommen sortenecht fallen.

Bitte senden Sie die Samen bis zum 30. November an: Martin Fischer, Sihlweidstrasse 1, 8041 Zürich

 

Ich erstelle danach eine Liste mit den Pflanzensamen, die im Dezember 2024 an alle GSS-Mitglieder verschickt wird.

Vielen Dank und herzliche Grüsse, Martin Fischer




GSS- Reise in die Trockenregion Würzburg

Eines der diesjährigen GSS-Highlight war die von Maja Coletti organisierte Gartenreise in die Regio Würzburg. Neben topaktuellen Themen wie einer Prärie und einer Staudenwiese, überzeugte der Besuch in SAM-Garten – neben wunderschöner Gestaltung ein Exkurs in Gartengeschichte – und vor allem der Besuch in Die Staudengärtnerei in Rödelsee von Fine Molz und Till Hofmann mit riesigem und absolut besuchemswerten Schaugartenteil.

In allen Gärten konnten wir in Sachen Pflanzenverwendung einen Blick in die Zukunft tun, weil dort schon heute sehr trockene Verhältnisse herrschen und dies bei lehmigen Böden. So könnte in ein paar Jahren auch bei uns das Klima werden, was bei unseren meist schweren Böden gelungene Pflanzungen erschweren dürfte. Und beim Besuch in Rödelsee konnten wir uns zudem schon vorfreuen auf den Vortrag von Fine am 9. November 2024 in Wädenswil, für den sie den Titel Packed mer's aa! gewählt hat und in dem es genau um diese Schwierigkeiten (und passende Lösungen!) geht.

Bequem lesen können Sie diesen Artikel übrigens in unserer Mitglieder-Zeitschrift Vivace...

 




Späte Blüten-Freuden

Wenn man an üppig blühenden Gärten denkt, kommen einem doch meist die überbordenden Prachtrabatten im Mai oder Juni in den Sinn. Jedoch hat auch der frühe Herbst sein Reiz: So vieles ist noch am Blühen!

Tatsächlich ist gerade im Staudengarten im September nochmals Hochsaison. Neben den bekannten Arten wie Dahlien, Rudbeckien, Astern, Fetthennen, späten Hortensien oder Herbstanemonen erfreuen uns auch die späten Blüten von Rosen oder die weniger gut bekannten von Herbsteisenhut, gefüllter Herbstzeitlose, Saxifraga, Vernonia oder Lespedezia.

 

 




Ein Besuch ein St. Galler Rheintal

Privatgarten Rhyner

Bei noch hochsommerlichen Temperaturen besuchten wir an einem Samstagnachmittag im August den Privatgarten von Christoph Rhyner, unserem neuen Vorstandsmitglied. Der Garten liegt in Grabs im St. Galler Rheintal, mit grandioser Sicht auf die umliegenden Berge.
Christoph, seine Frau Sara und seine Schwiegereltern teilen sich das Haus, das schon von Saras Urgrosseltern bewohnt wurde, und den Garten drum herum. Hier wohnten seit eh und je Gartenliebhaber, und es gibt heute noch Pflanzen aus der Gründerzeit, wie z.B. resiliente Tulpen, die alle Umgrabungen überstanden haben.

Wir begannen den Rundgang im Teil der Schwiegereltern, mit dem Gemüse- und Obstgarten. Momentan wird dort jede Traube vor gefrässigen Eindringlingen in einem Beutel geschützt… Bald stiessen wir auf sogenannte «Problem-pflanzen», die im Moment in aller Munde sind, wie etwa Kirschlorbeer oder Hanfpalme. Gemäss Christoph haben diese Pflanzen in seinem Garten aber durchaus eine Daseinsberechtigung, solange sie gut gemanagt werden und sich nicht unkontrolliert vermehren. So werden die Beeren beider Pflanzen frühzeitig entfernt.
Der Rundgang im Rhyner'schen Garten zeigt viele Exoten. Christoph experimentiert gerne mit ihnen und testet, was sich ausgepflanzt behauptet und bewährt. Dafür ist das milde Klima im St. Galler Rheintal bestens geeignet. Es gibt Calla, Agapanthus, Eukalyptus, Bitterorange, Baummohn, Passionsblumen und sogar eine Kaper! Aber der Garten ist nicht «bloss» exotisch: Dazwischen wächst auch Einheimisches – alles was sich wohlfühlt, Insekten und Vögeln Nahrung bietet und ohne zusätzliche Bewässerung überlebt.
Nach dem Gartenrundgang kam der gemütliche Teil mit Getränken, Kuchen, vielen Fragen an den Gastgeber und – ganz wichtig – der Möglichkeit, selber Stecklinge schneiden zu dürfen.
Alles in allem ein toller Nachmittag!

TEXT UND FOTOS MAJA GEITLINGER

 




Nachlese: GSS-Weekend in Chur und Umgebung

GSS-Gartenreise vom 31. August und 1. September 2024

Hochsommer pur während der zwei Tage in Graubünden.
In Chur wurden wir von Maja Tobler vom Gartenatelier in Domat/Ems empfangen. Anhand von alten Plänen zeigte sie uns auf, wie viele Gärten es früher um Chur gab und wie sich die Stadt entwickelt hat. Durch die Altstadt mit am Samstag fröhlichem Treiben spazierten wir zum Fontana- Park, dem grossen Stadt- und Volksgarten, benannt nach einem Freiheitshelden aus dem 15. Jhdt. Die heutige Form ist dem ehemaligen Barockgarten aus dem 18. Jhdt. nachempfunden. Pflanzpläne aus dieser Zeit sind allerdings keine mehr vorhanden. So zeigt sich der Garten heute zeitgenössisch, mit streifenförmigen Wechselfloor- und Buchsbeeten; die Streifen sollen an die vielen Kleingärten in Chur erinnern.
Unweit vom Fontanapark führte uns Maja Tobler zu einem kürzlich erbauten, modernen Mehrfamilienhaus mit einem von ihr geplanten und vom Betrieb ihres Mannes, Olivier Zuber, realisierten Garten, der ganz ohne Rasen auskommt. Zwischen Stauden gibt es Fruchtbäume und Beerensträucher, welche die Mieter in gegenseitiger Absprache abernten können. Viele Gehölze, Gräser und Immergrüne prägen die Pflanzung. Der Garten kommt ohne Bewässerung aus und wird zweimal jährlich durch den Gärtnerbetrieb gepflegt.

Als nächstes fuhren wir zum Gartenatelier in Domat/Ems. Das 8000 m2 grosse Grundstück bietet eine Fülle von Inspirationen für Gartenliebhaber und Fachleute. Auffälligstes Merkmal ist das Jugendstil-Glashaus. Ursprünglich gedacht zur Präsentation von Gartenmöbeln und Überwintern von Kübelpflanzen, ist es heute ein Ort für Kurse, Kundengespräche und Events. Maja Tobler führte uns im Schaugarten durch die verschiedenstenen «Gartenzimmer», beispielsweise den Ikonengarten, wo Studierende ein Beet nach einer «Gartengrösse» wie Karl Foerster oder Beth Chatto gestaltet haben, den ebenfalls von Studierenden angelegten Senkgarten mit speziellen Stützmauern, geschichtet aus Sand und Kies und verfestigt, oder den grossen Präriegarten mit Gräsern und Stauden und dazwischen mäanderndem Rasen. Diese kurze Beschreibung wird dem Garten nicht gerecht, sie soll einfach «gluschtig» machen auf einen Besuch.

Nach der Übernachtung in Laax ging es am Sonntag nach Rothenbrunnen, wo uns Andreas Marugg im Kurgarten empfing. Marugg konnte 1989 das altehrwürdige ehemalige Kurhaus Rothenbrunnen übernehmen, vor dem Abbruch retten und das Jugendstilgebäude darauf mit Unterstützung von Denkmalpflege, einer Bank und Spendern renovieren; es beherbergt heute acht Mietwohnungen. Die früher dazugehörige Mineralquelle wurde neu gefasst, und innerhalb von zwanzig Jahren entstand nach und nach der heutige Felsengarten. Hier brauchte es Baumfällungen, eine neue Befestigung des Pfades hinauf in die Felswand und eine gut gewählte Pflanzenvielfalt, damit der Garten das ganze Jahr hindurch einen attraktiven Blickfang bietet. Erstaunlich viele mediterrane und exotische Pflanzen kommen wegen der nach Süden gerichteten Felswand und der damit verbundenen Wärmespeicherung mit den Wintern klar. Mutig und abenteuerlich hören sich die Geschichten vom Bauen des Gartens und dem Unterhalt mit den Helikopter an. Laut Aussage des Hausherrn wird mittlerweile nur noch in den Erhalt des Gartens investiert.

Der letzte Besuch galt einem Bauernhof mit Garten in Urmein am Heinzenberg. Der Hof Coms gehört zur Vereinigung IG Schaugarten Graubünden. Diese verfolgt den Zweck, eine lebendige und naturnahe Gartenkultur im Bergkanton Graubünden zu pflegen, zu fördern und die beteiligten Gärten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, mit dem Ziel einer langfristigen Erhaltung und Förderung von vielfältiger Gartenkultur. Anna Bühler führte uns mit viel Engagement durch ihren Nutz- und Blumengarten. Sie erzählte uns unter anderem von der Direktvermarktung vom Hof und auch von gewissen Schwierigkeiten, wenn es z.B. plötzlich eine Mühle nicht mehr gibt. Zum Schluss wurden wir aufs Köstlichste mit Kuchen verwöhnt. Auch war der Hofladen mit den vielen hausgemachten Spezialitäten und dem feinen Bergkäse ein grosser Anziehungspunkt. Damit gingen zwei ereignisreiche Tage zu Ende.

TEXT MAJA GEITLINGER, FOTOS LILIAN WERNLI

 




Lassen Sie sich zu einer Reise verleiten

Einladung zu einem 2-Tagesausflug nach Chur und Umgebung


Am Sa und So 31. Aug./ 1. Sept. 2024 plant die GSS eine attraktive Reise nach Chur und Umgebung mit einem tollen Programm. Gäste oder Nichtmitglieder sind auch herzlich willkommen! Solche Ausflüge und Reisen sind tolle Möglichkeiten, um sonst oft kaum zugängliche Gärten zu besuchen, und erst noch in interessanter und interessierter Gesellschaft. Lassen Sie sich also diese Gelegenheiten nicht entgehen!

Programm: Samstag: Abfahrt von Zürich, Besuch von Churer Pärken und Gärten, mit Maja Tobler vom Gartenatelier Domat-Ems, danach Führung im dortigen Schaugarten (auch in Hinter den Hecken portraitiert!), Übernachtung Hotel Signina Laax. Sonntag: Führung im Felsengarten in Rothenbrunnen, danach Apéro, Besuch mit Führung im Bio Bauerngarten Coms in Urmein, Kaffee und Kuchen, Rückfahrt nach Zürich

Kosten: Preise inkl. Carfahrt, Kaffee, Gipfeli, Wasser im Bus, Übernachtung, Nachtessen (ohne Getränke) und Frühstück im  Hotel, Mittags-Imbiss beide Tage, Führungen und Trinkgelder: Doppelzimmer CHF 480, EZ CHF 530, Gäste plus CHF 50

Anmeldung: Maja Geitlinger, Tel. 061 281 50 24  oder m.geitlinger@bluewin.ch
bis spätenstens 26. Mai 2024 (wegen Hotel!) Detail-Infos: Siehe auch Flyer

Flyer Graubünden.docx




Nachlese: Frühsommer-Reise ins Elsass und Süddeutsche

Eine GSS-Gartenreise im Mai

Nicht sehr weit zu fahren war es von Basel bis zum ersten Garten dieser zweitägigen Reise. Kurz vor Strassburg, in Plobsheim, liegt der Jardin de Marguerite, so genannt nach der Besitzerin. Glücklicherweise wurden wir vom Ehepaar Goetz an der Strasse abgefangen, denn der Eingang zum Anwesen ist leicht zu übersehen. Was einst klein begann, ist heute 5000 m2 gross, und der Garten wirkt eigentlich noch viel grösser: Er ist geschickt gegliedert mit einerseits einer Art Allee mit unzähligen verschiedenen Bäumen, einem Bachlauf und einem Weiher, und andererseits mit Beeten in englischem Stil, Rasen, Rosenbögen und einem Gemüsegarten. Neuer angelegt ist ein Garten für trockenheitsresistente Pflanzen, die ohne jegliche Bewässerung auskommen sollen. Überall verteilt sind gemütliche Sitz-ecken, die wir gerne für unser Picknick nutzten, das wir bei herrlichem Wetter geniessen konnten.

Der nächste Besuch galt der Gärtnerei Franks Salvias in Umkirch bei Freiburg im Breisgau. Die Führung mit Frank Fischer musste zum Teil in den Schatten verlegt werden, so heiss war es – ungewohnt in diesem sonst doch feuchten, kühlen Mai. Der Steppen- oder Hainsalbei Salvia nemorosa dürfte neben dem Gewürzsalbei Salvia officinalis wohl der häufigste Salbei-Vertreter in unseren Gärten sein. Hier gibt es jedoch unzählige weitere Salvien, manche davon sind wahre Meister an stolzer Erscheinung. Meist bevorzugen sie einen sonnigen Standort, aber es gibt auch Überraschendes für feuchte und schattige Orte, und fürs Alpinum sind zum Teil ganz schön haarige Schätze zu entdecken. Franks Salvia-Sammlung ist mittlerweile auf über 500 Arten und Sorten angewachsen. Übrigens sind viele Wildbienen verrückt nach Salbei! Das Stöbern in der Gärtnerei durfte nicht zu kurz kommen, und da wechselte doch manche Pflanze den Besitzer. Kurz war danach die Fahrt ins idyllisch gelegene Maleck, wo wir im Hotel Krone gemütlich untergebracht waren und einen angeregten Abend verbrachten.
Am Sonntag besuchten wir als erstes, etwas nördlich von Freiburg, den Garten Haas bei der ehemaligen «Herrenmühle» unterhalb des Bleichheimer Schlosses. 2010 war Hansjörg Haas von den Besitzern des Schlosses engagiert worden, um den Schlossgarten zu gestalten, und seit das alte Mühlenhaus renoviert ist, wohnt, gestaltet und gärtnert er selbst hier. Sein Garten wurde ganz neu angelegt, mit viel historischem Sandstein. Er besteht aus den verschiedensten Bereichen: aus Staudenbeeten, einer Pergola aus Robinienholz mit prächtig blühenden Rosen, dem Teich als Referenz an den ehemaligen Mühlegraben, einem Senkgarten am Haus mit mediterranen Pflanzen, einem Gewächshaus in viktorianischem Stil und vielem mehr. Haas führte uns mit grosser Kennerschaft und viel Humor durch die Anlage, und auch hier fand der eine oder die andere einen willkommenen Gartenschatz.

Um die Mittagszeit erreichten wir «Ursulas Garten», nicht weit von der Herrenmühle gelegen in einem kleinen Tal in der Gemeinde Freiamt. Nach einer kurzen Einführung wurden wir zuerst an verschiedenen Orten im Garten verpflegt, sei es in einem kleinen Gartenhaus, unter einer Pergola oder einem alten Baum. Danach führte uns Ursula Hauber durch ihr Reich. Lange Zeit wollte Hauber, geprägt durch ihre Kindheit auf diesem Grundstück, von Gartenarbeit nichts wissen. Mit den Jahren verfiel sie aber doch noch dem Gartenvirus! Das Gelände ist nicht einfach zu bepflanzen; es ist leicht am Hang gelegen, oberhalb eines Bachs und schattig – da braucht es Gespür, welche Pflanzen das aushalten oder mögen. Umso erstaunlicher ist die Vielfalt der Pflanzen und nicht zuletzt das grosse Wissen der Besitzerin. Mit vielen Eindrücken kehrten wir in die Schweiz zurück, dankbar über das herrliche Wetter – beim Einsteigen in den Bus begann es zu regnen.

TEXT UND FOTOS MAJA GEITLINGER




Kennen Sie Schein-Erdrauch?

«Wir Gartenbesitzer sind undankbar. Wir machen einen Aufstand um jede zimperliche Rose, pflegen und düngen sie, spritzen und schneiden und feiern sie, wenn denn endlich mal drei Blüten im Sternrusstau zu sehen sind. Und an der Hausmauer nebenan steht der Gelbweisse Lerchensporn im Schatten, blüht dort von Mai bis Oktober unverdrossen und gesund vor sich hin und keiner nimmt´s zur Kenntnis. Wir sollten uns schämen.»

Jörg Pfenningschmidt, der Staudenfreunden sicherlich bekannte Autor dieser Zeilen, würde, so schrieb er einmal, Gelbweissen Lerchensporn einpacken, wenn er zehn Stauden auf eine Insel nehmen könnte. Diese Wertschätzung kann ich gut nachvollziehen, denn in meinem 250m2-Garten, mitten in einem Familiengartenareal gelegen, verbrachte die Pflanze auch mal eine Kurz-Phase ihres Lebens; da hiess die weissgelbe Schönheit zwar noch nicht Weisser Stein-Erdrauch Pseudofumaria alba, wozu sie aufgrund neuester botanischer Erkenntnisse umbenannt wurde.
Aber die Geschichte fing eigentlich mit dem Gelben Lerchensporn Pseudofumaria lutea an. Meine damalige Gartennachbarin, eine ausgewiesene Staudenspezialistin, setzte das muntere Pflänzchen an den Rand unseres Gartenweges. Ein so zartes, luftiges Gewächs wird sicher Opfer der Schnecken, dachte ich, denn oft zogen ganze Horden der Mollusken durch unser Gartenareal. Das filigrane Kleinchen entpuppte sich jedoch als schneckenresistenter, anspruchsloser Dauerblüher. Über dem hellgrünen Laub mit dem weisslichen Schimmer standen in Rispen die länglichen Glöckchen, die ihr leuchtendes Gelb bei Regen und Sonnenschein unermüdlich zur Schau stellten. Dem ausdauernden Solitär schien jedoch sein Einsiedlerdasein zu missfallen. Als in den Folgejahren in den Nachbargärten immer mehr gelbe Glöckchenbüschel leuchteten, wurde klar, dass der zarte Neuling eine Grossfamilie gründete, wozu er sich der Ameisen als Helfer und dem Blackbox-Gardening als Methode bediente. Der Lerchensporn hängt seinen Samen ein Ameisenbrötchen an, das die emsigen Krabbeltiere dazu verleitet, die Samen in ihren Bau zu schleppen. So erschien das sonnig-gelbe Leuchten im tiefsten Schatten unter dem Holunder ebenso wie in den Ritzen der Trockenmauer. Da ich eh schon mit einer gelben Invasion von Ringelblumen zu kämpfen hatte, die so gar nicht in mein damaliges rosa-blau-weisses Gartenkonzept passten, stand ich dem Einwanderer nicht gerade einladend gegenüber. Zwar hatte mich die Blühfreude und die Robustheit überzeugt, aber mit dem Gelb konnte ich mich nicht anfreunden. Dann las ich in einer englischen Gartenzeitung einen Artikel über den interessanten Bestäubungsmechanismus des Weissgelben Lerchensporns. Dieser passte klar besser zu meinem Farbkonzept als der Gelbe. Zudem wollte ich unbedingt herausfinden, wie und ob überhaupt dieser besondere Bestäubungsmechanismus funktioniert. Vor dem Kauf prüfte ich mein angelesenes Wissen mittels Praxistest in der Gärtnerei. Der Trick funktionierte: Ich berührte die Blütenblätter nur sanft mit einer Bleistiftspitze und «peng» sprang die Blüte auf. Faszinierend! Die Blüten haben zwei Bündel von Staubblättern, und wenn die Blüte noch geschlossen ist, verzahnen sich die Ausstülpungen an den Rändern der Narbe mit den Staubbeuteln. Sobald sich ein Insekt daraufsetzt, löst sich der Griffel mit dem Pollen mit einem Ruck aus dieser Verzahnung und überträgt den Pollen auf die Biene. Dieser Reflex kann allerdings nur einmal pro Blüte stattfinden.
Stolz trug ich die weisse Schönheit in meinen Garten, überzeugt, eine ähnlich schneckenresistente Allroundpflanze wie ihre gelbe Schwester erstanden zu haben. Ich freute mich schon darauf, botanisch Interessierten den Trick mit dem Bleistift vorzuführen. Den Hinweis, «erfreut sich ausserordentlicher Beliebtheit bei Schnecken», hatte ich damals übersehen. Und so blieb nach einer Nacht im Garten von der Schönheit nur noch eine Schleimspur übrig, der Rest war mit Stumpf und Stiel abgeraspelt.

Daher dachte ich bei dem Artikel über die zehn Pflanzen auf der Insel: Herr Pfenningschmidt sollte einen Bleistift mitnehmen, dann hätte er auf seinem Eiland gute Unterhaltung – und hoffentlich wäre dieses schneckenfrei!

UTE STUDER, TEXT UND GÄRTNEREI GAISSMAYER, FOTO